Pater Emmanuel im Kloster Ettal

1924 erhielt die Einrichtung der Lehr- und Erziehungsanstalt Ettal für den Lehrer und Erzieher Pater Emmanuel Haiß die sogenannte Audion-Versuchserlaubnis. Damit war es ihm und seinen damaligen Schüler möglich, begeistert mit ihren selbst gebastelten Röhrenempfängern Rundfunk zu hören, die Empfänger auf kürzere Wellenlängen zu trimmen und so auf die ersten „Sende-Amateure“ zu stoßen. Es waren die Sendungen der wenigen zugelassenen Versuchsfunkstationen, die meist nur die Industrie, Hochschulen, und große Radiovereine betreiben durften. Das Kloster Ettal war damals noch nicht unter den Inhabern einer solchen Sendegenehmigung, wie die damaligen Listen ausweisen. |1|

Ab 1928 begann Pater Emmanuel als „unlis“ illegalen Sendebetrieb mit dem selbsterdachten Rufzeichen D4ESS (Ettaler Schwarz Sender).  Bei legalen Rufzeichen wäre der Endbuchstabe „S“ für das vom Reich getrennte Saargebiet vorgesehen bzw. teilweise als Kennung für die so genannten Arbeitersender toleriert worden. Aber so schützte das sowieso Unlis-Rufzeichen vor einer Zuordnung und damit Lokalisierung. Fasziniert hörten die Schüler mit, als sich als erster Gesprächspartner ein – im doppelten Sinne „Schwarzer“ – meldete, D4OLU („U“ für Bayern) aus Traunstein. Es war der (ebenfalls unlis) Pfarrer Johann Kagermeier, DASD DE1278, ex D4UL, ab 1949 lis als DL3VE in Seebruck/ Obb. |1|

1930 erhielt Pater Emmanuel für seine Einrichtung das amtliche Rufzeichen D4UAO und die Sendelizenz in CW und Phone. Bereits 1931 berichtete die Funkschau auf Seite 107 über diese Amateurstation  des Klosters Ettal, die bald darauf europäische OSOs auf 80 m und die Übersee-QSOs auf 20  und 40 m abwickelte.
Die Leistung betrug damals etwa 30 bis 40 Watt (80 Watt lt. QSL von 1932). 1934 berichtete Emmanuel in der Hauszeitung des Klosters ,,Ettaler Manndl“ über seine erste DX-Verbindung nach VK und ZL mit sage und schreibe 10 W Ausgangsleistung in CW. |2|


Quellen: |1| in Teilen aus Leo H. Jung in CQ-DL Heft 3/2000, Seite 214
|2| in Teilen aus  DL8FX in CQ-DL Heft 10/1977, Seite 416


Empfehlenswert darüber hinaus: 90 Jahre Amateurfunk im Kloster Ettal
von Dr. Matthias Hornsteiner DG4MHM, Funkamateur H6/2014, S.608-611


Als Antenne wird für all die Jahre eine Langdraht von 131 … 135 Metern Länge benannt.

Als Operatoren von D4UAO in Ettal bis 1945 sind bekannt:
(in dieser Kurzerinnerung beschränken wir uns nur auf die Anfänge der 1920er/1930er)

    • 1924  Offizielle „Audion-Versuchserlaubnis“ für Kloster Ettal (an Lehrer Pater Emmanuel Haiß *1895 +17.7.1977) für Arbeit mit den Klosterschülern, Hochfrequenzversuche, Rundfunkempfang/Radiobasteln

    • 1928 D4ESS (Ettaler Schwarz Sender) illegal als unlis
  • Emmanuel Haiß (Pater) DE1342 P, D4UAO (1930), OE7PEI, DL2PE 
  • Heinrich (Henry) Haffmans (Klosterschüler) DE1334 P, D4UAO, D4EZU, D4BTP
  • Walter Stanner (Schüler?) Garmisch  DE1922
  • 1935  neues Rufzeichen  –D2DF-  Erziehungsinstitut im Kloster Ettal     
1931
1932
1933 1935
kurzer Bildartikel in amerikanischer QST 1932 >>> Station 1930 -1935

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